Montag, 16. September 2013

Türkei: 12 junge Männer verweigern Zwangsdienst



In Istanbul haben sich 12 Jugendliche bereit erklärt, den Wehrdienst in der türkischen Armee zu verweigern. Mit dieser Aktion wollen die Jugendlichen der Öffentlichkeit zeigen, dass sie einen Schritt zum Frieden zwischen dem türkisch-kurdischen Konflikt beitragen wollen. Außerdem kritisiert man die Wehrdienstbedingungen der türkischen Armee.


Die türkische Armee ist bekannt für ihre harte und zum Teil unmenschliche Ausbildung von Soldaten. Es steht eine 15-monatige Grundausbildung an. Man kann von Glück reden, wenn man in dieser Zeit nicht in den Kampf gegen die PKK-Kämpfer antreten muss. Mittlerweile kann man sich sogar in der Türkei für rund 13.000 Euro von der Armee freikaufen, sofern man schon das 30. Lebensalter vollendet hat.


„Glück für die Reichen – Pech für die Armen“, so lautet die Devise bei dieser Gesetzesänderung. Obwohl die Türkei mit 600.000 Mann unter Waffen die zweitgrößte Armee der Nato ist, will man weiterhin nicht vom Kriegsdienst abwenden. Nicht umsonst heißt ein bekanntes Sprichwort in der Türkei „Jeder Türke wird als Soldat geboren“ [Her Türk asker dogar]. Neben Aserbaidschan ist die Türkei das einzige Land im Europarat, das das Recht auf Kriegsdienstverweigerung nicht anerkennt. Seit 1927 besteht die Wehrpflicht für alle männlichen türkischen Staatsbürger. Die Möglichkeit eines Zivildienstes existiert nicht. Kriegsdienstverweigerung gilt als Straftat. Nach Paragraf 318 des Strafgesetzbuches, der die „Distanzierung des Volkes vom Militär“ unter Strafe stellt, bedeutet die Verweigerung „die Liebe der Gesellschaft verlieren“. Wer sich weigert, seinen Dienst anzutreten, wird von einem Militärgericht zu einer Haftstrafe verurteilt, in der Regel gefoltert und misshandelt und nach der Haft wieder an die zuständige militärische Einheit überstellt. Doch das ist nicht alles. Kurdische oder türkisch-alevitische Wehrdienstleistende werden zumeist von nationalistischen Soldaten unterdrückt. Oft kommt es sogar auch vor, dass Soldaten wegen ihrer Religion oder ihrer Herkunft umgebracht werden. In der Türkei spricht man dabei von “Selbstmorden”.

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