Samstag, 13. Dezember 2014

Keinen Bock auf Angrabschen! Junge Männer und die Bundeswehr

Neben vielen Schwierigkeiten, über die seit Monaten in den Medien berichtet wird, ist die Bundeswehr seit der Aussetzung der Wehrpflicht mit einem noch viel größeren Problem konfrontiert – mit konstant zu niedrigen Bewerberzahlen.
Trotz der verschiedenen kostspieligen Werbeaktionen, die fast schon so rührend wie verzweifelt wirken, wären die Methoden nicht zum Teil so dubios, bleibt der willige Nachwuchs aus.
Denn bereits am Anfang noch vor dem Diensteintritt steht die erste abschreckende Hürde – die Tauglichkeitsuntersuchung, früher Musterung genannt.
Offensichtlich können sich gerade junge Männer Besseres vorstellen, als sich demütigenden Nackt- und Intimuntersuchungen durch ihre künftigen „Kameradinnen“ des Sanitätsdienstes zu unterwerfen. Diese verflixten jungen Drückeberger wollen diese entwürdigende Prozedur doch einfach nicht als wohlmeinende Fürsorge oder Vorsorgeuntersuchung akzeptieren!
Auch wenn vorher Generationen Wehrpflichtiger selten öffentlich darüber gesprochen haben, die Abstimmung mit den Füßen, die seit Aussetzung der Wehrpflicht möglich ist, spricht Bände.
Bereits im Jahr 2012 wurde auf der Jahrestagung der Arbeitsgruppe chirurgisch tätiger Sanitätsoffiziere (ARCHIS) ein Vortrag gehalten, in welchem die Praxis der Intimuntersuchung bei Männern zum ersten Mal offen kritisiert und mit den aktuell niedrigen Bewerberzahlen in Zusammenhang gebracht wurden. In der 8-9/2012er-Ausgabe der „Wehrmedizinischen Monatsschrift“ wurden alle auf der Jahrestagung gehaltenen Vorträge publiziert – bis auf den brisanten über die Praxis der männlichen Intimuntersuchung bei Musterungs- und Einstellungsuntersuchungen. Dieser bisher unter Verschluss gehaltene Vortrag ist nun an die Öffentlichkeit gelangt und spricht die Missstände innerhalb des Sanitätsdienstes der Bundeswehr an, welche Verteidigungsministerin von der Leyen erneut unter Rechtfertigungsdruck stellen dürften.
Der Vortrag ist hier einzusehen!
(Wer den obigen Link nicht öffnen kann, möge bitte diese Alternative nutzen)

Mittwoch, 26. November 2014

Bei der Musterung geoutet: schwuler türkischer Schiedsrichter erhält Respektpreis 2014 vom Bündnis gegen Homophobie

Wie viel Genugtuung ist es, wenn einem Unrecht getan wird, aber man dann einen Preis dafür bekommt, dass man gegen diese Behandlung Klage einreicht?

Halil Ibrahim Dincdag ist mit dem Respektpreis 2014 vom Bündnis gegen Homophobie ausgezeichnet worden. Doch so richtig, weiß der 39-jährige Türke nicht, warum er es verdient hat. "Im Namen aller, die gegen Homophobie und Diskriminierung kämpfen", nehme er den Preis an, sagte Halil Dincdag in seiner Dankesrede.

Dincdag hat vor sechs Jahren seinen Job als Schiedsrichter verloren nachdem er sich bei einer Musterung für die Armee als homosexuell geoutet hat. Daraufhin verlor er ebenfalls seinen Job beim Radio. Der Preis soll ihm nun Mut machen weiterzukämpfen und ein Zeichen gegen die Diskriminierung zu setzen.


Berichtet das Online-Magazin Schwulissimo.
Von den massiven Diskriminierungen, denen homosexuelle Männer im türkischen Militär ausgesetzt sind erzählt auch der Dokumentarfilm The Pink Report von Ulrike Bönisch.

Nachtrag: ein von vorne bis hinten lesenswertes Interview mit dem Gewinner des Respektpreises findet sich online bei Der Freitag

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Jochen Bittner über alte und neue Zwänge für Männer

In seiner Kolumne für die Zeit fordert Jochen Bittner eine Zwangspause für Männer in der Zeit des gemeinsamen Kinderkriegens. Dabei diskutiert er folgenden Einwand:

Eine Zwangspause für Männer, stimmt schon, griffe tief in die Berufsfreiheit ein. Aber das tat die Wehrpflicht noch viel massiver, und die Tatsache, dass sie nur für Männer galt, wurde unter anderem mit dem Argument gerechtfertigt, dass Frauen der Gesellschaft schließlich auch ein Zeitopfer brächten – eben wenn sie Mütter werden. Die Wehrpflicht ist abgeschafft. Was bleibt, ist die einseitige Laufbahnbenachteiligung von Frauen.

Lieber Herr Bittner, die Wehrpflicht wurde nicht abgeschafft, sondern ausgesetzt. Und eine Schwangerschaft ist (zumindest sollte sie das sein) freiwillig und selbstbestimmt. Das war die Wehrpflicht zu keinem Zeitpunkt. Das kann und sollte man kritisieren. Ein Argument für neue Zwänge lässt sich daraus jedenfalls nicht ableiten. 

Freitag, 24. Oktober 2014

Österreich-Allgemeine Wehrpflicht: Einmal aussetzen, bitte


Angesichts des bedauernswerten Zustands des Bundesheers und als Konsequenz der Volksbefragung muss die Wehrpflicht ausgesetzt werden

Das österreichische Bundesheer hat einen Zustand erreicht, wo das Aussetzen der allgemeinen Wehrpflicht für Männer zur einzigen Handlungsoption wird. Dem Ergebnis der letztjährigen Volksbefragung widerspricht diese Feststellung nicht. Schließlich hatte die Regierung damals weder den Mut noch die Absicht, die klar formulierte Entscheidungsfrage zu stellen, ob die allgemeine Wehrpflicht beibehalten werden soll oder nicht.
Stattdessen wurden vier Aspekte zu zwei Optionen vermischt: "Sind Sie für die Einführung eines Berufsheeres und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres?" oder "Sind Sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes?"

Roter Hering Zivildienst

Vor der Befragung wurde dann vor allem über die Notwendigkeit des Erhalts des Zivildienstes debattiert. Die Wehrpflicht mit Verweis auf den Wehrersatzdienst zu rechtfertigen, ist jedoch zynisch. Zwangsdienste und Pflichtarbeit greifen tief in die Menschenrechte ein. Wer den Dienst an der Waffe mit der Notwendigkeit von billigen Arbeitskräften rechtfertigt, begeht nichts anderes als eine geistige Menschenrechtsverletzung. Sehr oft kommen diese Rechtfertigungen Hand in Hand mit der skurrilen Argumentation, dass Bundesheer und Zivildienst niemandem schaden und für die persönliche Entwicklung zuträglich seien. Die Einschränkung der persönlichen Freiheit wird dabei ganz selbstverständlich in Kauf genommen.
Nach Artikel 4 (2) der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) darf aber niemand gezwungen werden, Zwangs- oder Pflichtarbeit zu verrichten. Ja, in Absatz 3 ist definiert, dass der Wehrdienst und der Wehrersatzdienst davon ausgenommen sind. Nur dieser Absatz findet natürlich keine Anwendung, wenn die allgemeine Wehrpflicht nur beibehalten wird, um durch Wehrdienstverweigerung einen Ersatzdienst aufrecht erhalten zu können. Das ist eine Umgehung der Bestimmung.

Hier gehts weiter.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Russland: "Soldatenmütter verbrachten zwei Nächte in Einzelhaft"

Die russischen Behörden haben eine Vertreterin der Kreml-kritischen Gruppe der "Soldatenmütter" vorübergehend in Gewahrsam genommen. Ljudmila Bogatenkowa sei nach zwei Nächten in Einzelhaft auf Kaution freigelassen worden, sagte der Anwalt Andrej Sabinin der Agentur Interfax. Russischen Medienberichten zufolge wird der 73-Jährigen Betrug vorgeworfen.
Bogatenkowa hatte als eine der ersten Russinnen den Tod russischer Soldaten beiKämpfen in der Ostukrainebeklagt. Den "Soldatenmüttern" zufolge sind die Namen von rund 400 Russen bekannt, die bei Gefechten zwischen ukrainischen Regierungstruppen und moskautreuen Separatisten verletzt wurden oder starben. Der Kreml hatte lange dementiert, dass russische Soldaten an der Seite der Aufständischen kämpfen. Staatsmedien berichteten aber Anfang September erstmals von "Freiwilligen" in der Ostukraine und feierten getötete Soldaten als "Helden".

Den vollständigen Bericht findet man bei Spiegel Online.

Montag, 20. Oktober 2014

PR-Online: "Die Musterung war damals für viele junge Männer angstbesetzt"



Denisa Richter führte für PR-Online ein Interview mit der Leiterin des Karrierecenters der Bundeswehr in Düsseldorf. Dabei spricht sie einen brisanten Fakt an:  "Die Musterung war damals für viele junge Männer angstbesetzt".
Die befragte Ingrid Herden antwortete ausweichend:

"Ich hatte schon immer in meiner Behörde dafür gesorgt, dass die Wehrpflichtigen anständig behandelt werden. In Schulungen habe ich immer wieder klargemacht, dass wir um den Nachwuchs werben müssen. Die Bundeswehr ist ein spezieller Arbeitgeber, aber eben einer unter vielen. Ein Pluspunkt ist, dass wir eine klare Perspektive aufzeigen können. Jeder angenommene Bewerber weiß sehr genau, wo er anfängt und was seine Aufstiegsmöglichkeiten sind."

Angesichts der hohen Zahl an Traumatisierungen durch die Musterung ist das Adjektiv "angstbesetzt" zwar gerademal euphemistisch. Die Antwort ist eine glatte Lüge. Man hat nichts getan um die Männer respektvoll zu behandeln, sondern hat die Bedingungen systematisch verschlechtert.

Sonntag, 19. Oktober 2014

JUNOS: Danke DNA - gegen die Diskriminierung durch die Wehrpflicht aufgrund des Geschlechtes


Österreich: Frauenministerin fordert mehr weibliche Gynäkologen

Gabriele Heinisch-Hosek will - 62 Prozent der Befragten erklärten, sie würden eine Behandlung bei einer Gynäkologin jener bei einem Gynäkologen vorziehen - dass die Österreichische Ärztekammer mehr Frauen auf den dafür vorgesehenen Kassenstellen zulässt. Außerdem will die Ministerin die Ärzte-Standesvertretung dazu bringen, ein eigenes Diplom für Gender-Medizin zu schaffen.

Berichtet Die Standard.
Das im Bundesheer die Einstellung von weiblichen Ärzten durch eine Quote gefördert wird und junge Männer sich dort einer Zwangsuntersuchung im Intimbereich unterziehen müssen ist der Frauenministerin offensichtlich gleichgültig.


Donnerstag, 16. Oktober 2014

Norwegen: Wehrpflicht für Frauen ist beschlossene Sache

Bereits vor einem Jahr wurde die Wehrpflicht für Frauen formal abgesegnet. Jetzt wurde das Gesetz dazu verabschiedet:

In Norwegen müssen künftig auch Frauen Militärdienst leisten. Das Parlament des Landes hat am Dienstag eine Gesetzesänderung beschlossen, wonach ab dem Jahreswechsel alle jungen Menschen zum Grundwehrdienst einberufen werden können. Die ersten Frauen sollen ab Sommer 2016 ihren Wehrdienst leisten.

Wer jetzt glaubt das hätte irgendwas mit Gleichberechtigung zu tun hat sich getäuscht:

Die Anzahl der Soldaten insgesamt bleibe aber gleich, teilte das Verteidigungsministerium mit. Bisher dienten junge Frauen nur auf freiwilliger Basis. Zurzeit leisten 1.000 Frauen und 7.000 Männer den Grundwehrdienst in Norwegen. „Unser Ziel ist es, den Frauenanteil zu steigern“, sagte Verteidigungsministerin Ine Eriksen Soreide. Die allgemeine Wehrpflicht gebe der Armee die Möglichkeit, die besten und motiviertesten Mitarbeiter zu rekrutieren.

Das heißt im Klartext: wer nicht will, muss auch nicht.
Kann man da die Wehrpflicht nicht auch gleich ganz abschaffen?

Österreich: NEOS fordern das Ende des Zwangsdienst

In Österreich wird wieder offener über die Abschaffung des allgemeinen Zwangsdienstes für Männer diskutiert.


SOS Bundesheer", sagen die Freiheitlichen und haben daher für Donnerstag eine Nationalrat-Sondersitzung verlangt. Der rigide Sparkurs sei der "Todesstoß" für das Heer und eine "gemeingefährliche Entwicklung", so FPÖ-Chef Strache. Über diesen Sparkurs wird innerkoalitionär derzeit noch verhandelt.

Auch die NEOS üben Kritik. Sie wollen bei der Sondersitzung die Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht beantragen. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich die sicherheitspolitische Lage wesentlich verändert, argumentieren die pinken Abgeordneten rund um Matthias Strolz in ihrem Entschließungsantrag. Sie plädieren für die Schaffung eines Freiwilligenheeres unterstützt durch eine freiwillige Miliz.

Hier gehts weiter. 

Sonntag, 12. Oktober 2014

Österreich: Mehrheit der Bürger jetzt gegen die Wehrpflicht

Vor einem Jahr noch hatte die Mehrheit der Österreicher für den Zwangsdienst gestimmt. Jetzt hat sich das Blatt deutlich gewandelt:Gäbe es eine neuerliche Abstimmung über die Wehrpflicht, würde sie mit großer Sicherheit abgelehnt. der STANDARD verwendete dieselbe Frageformulierung wie vor der Volksbefragung im Jänner des Vorjahres: "Wie ist Ihre Haltung - sind Sie eher für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht oder eher für die Einführung eines professionellen Berufsheers mit Freiwilligen?" Darauf sagten 54 Prozent, sie wären jetzt für ein Berufsheer, nur 45 Prozent sind für die Wehrpflicht.

Berichtet Der Standard

An der Realität junger Maenner in Österreich wir das freilich nichts ändern. Aber vielleicht ist das ja ein erster Schritt zum Umdenken.


Montag, 6. Oktober 2014

Österreich: Pilz fordert neues Referendum über den Zwangsdienst

Der Grünen-Politiker und Wehrpflichtgegner Peter Pilz fordert angesichts des brodelnden Streits um die Reform des Bundesheeres einen neuen Volksentscheid:


ÖSTERREICH: Was tun sie angesichts der Sparpläne?
Peter Pilz: Ich werde den den nationalen Sicherheitsrat einberufen. Hier sollen zwei Dinge besprochen werden. Eine sofortige Stilllegung der Eurofighter, weil das System kollabiert, und eine völlige Reform des Bundesheers.
ÖSTERREICH: Wo würden denn Sie sparen?
Pilz: Zunächst sollte Minister Klug sich das Geld bei EADS holen, in dem er Schadenersatz für die Eurofighter einklagt. Dann braucht es eine mutige Reform: nur mehr ein ganz kleines Heer mit 9.000 Mann für Auslandseinsätze, schweren Katastrophenschutz und einige Spezialaufgaben.
ÖSTERREICH: Das wäre wohl das Aus für die Wehrpflicht?
Pilz: Ja, über einen solch gravierenden Umbau müsste es sicher eine Volksabstimmung geben.

Weitere Stimmen zum Thema findet man hier

Sonntag, 5. Oktober 2014

Mainz: Sieg eines Fußballers gegen die Wehrpflicht

Vertragsverlängerungen im Fußballgeschäft gehen in der Regel am Verhandlungstisch vonstatten. Joo-Ho Park hat seiner Arbeitsbeziehung mit dem Fußball-Bundesligaklub Mainz 05 nun aber auf dem Platz eine neue Dauerhaftigkeit gesichert. Denn der südkoreanische Defensivspieler hat mit einem 1:0-Finalsieg nach Verlängerung bei den Asienspielen über Nordkorea die Grundlage geschaffen, dass er wie seine Mitspieler zur Belohnung wohl von der zweijährigen Militärpflicht befreit wird.
Diesen Dienst fürs Vaterland hätte der 27 Jahre alte Park ohne den sportlichen Prestigeerfolg wohl nach dem Saisonende antreten müssen. In Südkorea herrschen aufgrund der brisanten politischen Situation gerade in Bezug auf den nördlichen Nachbarn noch harte Sitten - selbst für Profisportler.

Wieso kann man über solche Fälle berichten, ohne über Sexismus zu sprechen?

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Werbekampagne für Frauen: Bundeswehr als Wellnessveranstaltung

Männer hat man über Jahrzehnte einfach in die Bundeswehr gezwungen, ob sie wollten oder nicht. Frauen lockt man dagegen mit Plakaten, welche die Bundeswehr als eine Wellnessoase präsentieren. Das findet man beim Spiegel peinlich und sexistisch:

Doch Achtung, Klischee-Alarm. Die Kampagne suggeriert zwei Dinge: Frauen werden nicht wegen ihrer Fähigkeiten gesucht, sondern weil sie gut aussehen. Zweitens: Frauen interessieren sich nur für Schuhe, Kleider und ihr Aussehen. Sie sind immer auch als Mutter im Einsatz. Und: Frauen sind nicht im normalen Arbeitsalltag, in der Normalität mit Männern und anderen Frauen abgebildet. Hinzu kommt: Dass auch um einen Dienst an der Waffe geworben wird, dass Frauen auch Panzer fahren oder Kampfjets fliegen, davon findet sich in der Kampagne nichts. Die Werber scheinen sich bemüht zu haben, dass dieser Gedanke bei der Betrachterin möglichst gar nicht erst aufkommt.

Wann beginnt man beim Spiegel mal damit über den Sexismus zu berichten mit welchem man Männer in die Bundeswehr gezwungen hat? Welche Rollenklischees werden mit einem derart sexistischen Gesetz wie dem bestehenden Wehrpflichtgesetz reproduziert?

Von der Leyen: "Mal eben den Nachwuchs gekappt"

Aktuell sieht sich Kriegsministerin von der Leyen mit vielerlei Vorwürfen konfrontiert. Schuld sind da vor allem die Vorgänger. So habe Karl-Theodor zu Guttenberg mit der Aussetzung der Wehrpflicht "mal eben den Nachwuchs gekappt".
Von der Leyen hat sich ihr Leben lang für Gleichberechtigung eingesetzt und sogar in Alice Schwarzers Emma publiziert. Das man Männer wegen ihres Geschlechtes in den Krieg zwingen konnte scheint sie aber für eher unproblematisch zu halten. Zumindest findet sie es schade, dass man es im Moment nicht mehr so einfach kann. Soll das fairer Kampf gegen Sexismus sein? Sehr fragwürdig, Frau von der Leyen.

Dienstag, 30. September 2014

Russland: Frauen ergreifen die Initiative gegen Zwangsdienst



Die Anfänge der Organisation der Soldatenmütter reichen in die Sowjetzeit zurück, als im Jahr 1989 die lettische Frauenliga eine Liste veröffentlichte, welche Folterungen und gewaltsame Todesfälle von Wehrdienstleistenden dokumentierte. Die organisatorische Struktur festigte sich darauf durch die Unterstützung für Soldaten und deren Familien, die im sowjetisch-afghanischen Krieg und im Konflikt um das transkaukasische Gebiet Nagorni Karabach gekämpft hatten.

Die beiden Tschetschenienkriege markierten später den vorläufigen Höhepunkt in der Arbeit der Frauen. Zehntausende von Anfragen hatten die Komitees zu bearbeiten. «Die Warteschlange von unserem Büro reichte bis auf die Strasse hinunter», erinnert sich Melnikowa. Die Soldatenmütter forderten die Einstellung der Kampfhandlungen und den sofortigen Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien. Sie organisierten landesweit Protestmärsche. Im Kriegsgebiet dokumentierten sie Menschenrechtsverletzungen und suchten den Kontakt zu den Konfliktparteien, um die Freilassung von Soldaten zu erreichen. Den Angehörigen leisteten sie Hilfestellung bei der Identifizierung der Toten und boten Rechtshilfe an.


Hier gehts weiter.

Während es in der Schweiz ein Frauenkomitee für den Zwangsdienst gibt, vereinen sich die Frauen in Russland gegen die Wehrpflicht. Es scheint also, als könnte die Schweiz von Russland in Fragen der Gleichberechtigung noch einiges lernen. 

Samstag, 27. September 2014

Was wurde eigentlich aus Abu Ghuraib?

Diese Frage stellt sich der aktuelle Spiegel und kommt zu erschütternden Resultaten:


Der Name Abu Ghuraib ist untrennbar mit barbarischer Grausamkeit verbunden. Schon unter dem irakischen Diktator Saddam Hussein war das Gefängnis berüchtigt. Und auch unter der neuen irakischen Regierung von Nuri al-Maliki wurde dort offenbar weiter misshandelt.

Doch weltweit für Schlagzeilen sorgten die Bilder, die während der US-Besatzungszeit entstanden. Manche der Fotos sind so erschreckend, dass amerikanische Gerichte derzeit diskutieren, ob sie überhaupt veröffentlicht werden dürfen. Auf den bekanntesten Bildern posierte die US-Soldatin Lynndie England mit einem nackten Mann, den sie wie einen Hund an der Leine hielt. England wurde zum Gesicht des Grauens.

Die einstigen Folterer sind wieder frei

Sie wurde unehrenhaft aus der US-Armee entlassen. Ein Militärgerichtverurteilte sie 2005 zu drei Jahren Haft, von denen sie eineinhalb Jahre verbüßte. Die heute 32-jährige Frau lebt wieder bei ihren Eltern in Fort Ashby im Bundesstaat West Virginia. Gelegentlich jobbt sie als Sekretärin bei einem Steuerberater, der sie schon als Teenager kannte.

Englands damaliger Freund und Mitangeklagter Charles Graner erhielt eine zehnjährigen Strafe, von der er sechseinhalb Jahre verbüßte. Bis zum 25. Dezember 2014 steht dem heute 46-Jährigen noch ein Bewährungshelfer der Armee zur Seite. Er gibt keine Interviews.

Nur wenige US-Soldaten wurden wegen ihrer Verbrechen in Abu Ghuraib verurteilt. Sie hatten verhältnismäßig niedrige militärische Grade. Ihre Vorgesetzten blieben straffrei, obwohl sie von der Folter wussten oder sie sogar ausdrücklich begrüßten. Auch von den CIA-Angestellten musste sich keiner verantworten. Ihnen wurde Immunität zugesichert.

Salah Hassan kämpft um ein Schmerzensgeld

Folter wurde damals als Mittel zum Zweck bis ins Weiße Haus hinein gut geheißen. In umgangssprachlich inzwischen als "Folter-Memos" bezeichneten Papieren diskutierte die damalige Regierung von PräsidentGeorge W. Bush verschiedene Folterpraktiken auf ihre Anwendbarkeit hin. Im Krieg gegen den Terrorismus wurden dabei Euphemismen wie "Walling" erfunden: Dabei wird ein Häftling immer wieder gegen eine Wand geschleudert.

In der Praxis lagerte der Staat die Folter häufig aus: Untersuchungen des Militärs kamen zu dem Ergebnis, dass Angestellte von US-Sicherheitsfirmen daran beteiligt waren.

Die Sammelklagen von irakischen Ex-Häftlingen gegen zwei dieser Firmen scheiterten. 2013 erhielten 71 irakische Kläger in einer außergerichtlichen Einigung insgesamt rund fünf Millionen Dollar von dem Unternehmen Titan - im Gegenzug für eine Einstellung des Verfahrens.

Der Journalist Salah Hassan kämpft noch immer für Gerechtigkeit. Auch er klagt gegen seine mutmaßlichen Peiniger. Es sind Angestellte der Firma CACI. Hassan fordert gemeinsam mit drei weiteren Irakern Schmerzensgeld. Seine Mitstreiter saßen teilweise jahrelang unschuldig in der berüchtigten Haftanstalt und wurden dort gefoltert.

Freitag, 26. September 2014

USA: Anwalt will gegen einseitige Belastung der Männer durch die Wehrpflicht klagen

Every American male at the age of 18 receives a notice in the mail from the federal government notifying them of their requirement to sign up for the Selective Service — commonly known as “the draft.” The Supreme Court ruled in 1981 that the federal government could require only men to register for the draft, based on Pentagon policy’s which barred women from combat roles. Since this policy has recently changed and women can now serve in these roles, one lawyer is planning a class action lawsuit to force the federal government to include women in the draft registration.


Ob man Antifeminist sein muss um für Gleichberechtigung zu kämpfen muss bezweifelt werden. Und auch, ob es der richtige Weg ist jetzt auch noch Frauen in den Krieg zu zwingen, scheint mehr als fragwürdig. Zwangsdienste gehören für Männer UND für Frauen abgeschafft.
Dennoch ist es gewiss nicht falsch über die geschlechtliche Dimension der Wehrpflichtfrage nachzudenken.

Donnerstag, 25. September 2014

Österreich: Gleiche Rechte für Frauen bei Milizübungen?

Eine Änderung des Wehrgesetzes soll Frauen in Sachen Milizübungen mit Männern rechtlich völlig gleichstellen. Das bedeutet, dass sich Frauen nach einer Freiwilligenmeldung künftig nicht mehr von der Verpflichtung zurückziehen können.

Bisher war das möglich, weil die Milizübungen auf der allgemeinen Wehrpflicht für Männer basieren. Die Novelle soll mehr Planbarkeit bringen, aber auch die Rolle der Frauen in der Miliz aufwerten, sagte ein Sprecher gegenüber der APA.

Die Novelle, die noch bis 17. Oktober in Begutachtung ist, betrifft auch Männer: Um die freiwilligen Meldungen zu Milizübungen zu erhöhen, wird die Gesamtdauer der zu leistenden Milizübungen gesetzlich flexibler gestaltet.


Berichtet das ORF
Ein Schritt in die falsche Richtung. Anstatt die Recht für Frauen einzuschränken und anzufangen ihnen die gleichen Pflichten wie Männern zuzumuten, sollte man besser anfangen den Männern die gleichen Rechte wie den Frauen zuzugestehen und die Wehrpflicht für Männer abschaffen. Die Rolle der Frau im Bundesheer wird durch derartige Maßnahmen jedenfalls nicht aufgewertet. 

Dienstag, 16. September 2014

Nigeria: Frauen blockieren Kaserne um Männer zu schützen

Rund 300 Frauen von Soldaten und 500 Kinder haben in der nigerianischen Stadt Maiduguri am Montag stundenlang die Giwa-Kasernen blockiert. Sie wollten verhindern, dass ihre Männer und Väter völlig unzureichend ausgerüstet in den Kampf gegen die islamischen Faschisten von "Boko Haram" im Norden des Landes geschickt werden. Die Frauen und Kinder blockierten die Kasernentore, bis die Armee den Abmarschbefehl zurücknahm.

Berichtet RF-News.

Deutschlandfunk Reportage: "Wehrdienst ohne Waffen: Vor 50 Jahren führte die DDR die Bausoldaten ein"

Den Audio-Beitrag findet man in der ARD Mediathek.

Österreich: Rekruten schlechter untergebracht als Gefangene


"Das, was ich in den letzten Jahren in manchen Kasernen gesehen habe, entspricht den Missständen bei syrischen und chinesischen Garnisonen." Bis heute seien die Burschen während ihres Dienstes am Staat in 40-Mann-Sälen untergebracht, Duschen verfügen mitunter über kein Warmwasser, viele Toiletten seien kaputt: "Da stinkt's, das ist erbärmlich." Seledec, der pro Jahr nach Beschwerden etwa zwei Dutzend Kasernen inspiziert, meint, bei beiden Koalitionsparteien sei gar nicht der politische Wille vorhanden, dass sich beim Heer Wesentliches ändert.

Paul Kiss, für die ÖVP in der Kommission, bestätigt die schlechten Zustände der Kasernen: "Die Truppe ist motiviert, aber es gibt kaum Geld für Verbesserungen - und die jungen Männer werden mit 307,46 Euro im Monat abgespeist wie Lohnsklaven."



 (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 6.9.2014)

Freitag, 12. September 2014

Israel: Soldaten verweigern Einsatz gegen Palästinenser

Israel haben 43 Mitglieder einer Sondereinheit des militärischen Geheimdienstes angekündigt, künftig Einsätze zu verweigern, die sich gegen Palästinenser richten. „Wir weigern uns, ein Werkzeug zu sein, das die militärische Kontrolle der besetzten Gebiete vertieft“, schrieben die 43 Reservisten der geheimen Einheit „8200“, deren Aufgabe es ist, die Kommunikation des Feindes abzuhören und für die Truppe nutzbar zu machen.

Hier gehts weiter.

Montag, 8. September 2014

Österreich: Zwangsdiener "mit 307,46 Euro abgespeist wie Lohnsklaven"

In Österreich tobt weiterhin die Debatte um die Reform des Bundesheeres. Die Bedürfnisse der Wehrpflichten stehen dabei an letzter Stelle, wie jetzt aus den Reihen der ÖVP zu hören ist:


Angesichts der herben Kritik am geringen Monatsgeld für Präsenzdiener, die Paul Kiss, für die ÖVP in der Bundesheerkommission, geübt hat („werden mit 307,46 Euro abgespeist wie Lohnsklaven“), stellt sein Parteikollege, Wehrsprecher Bernd Schönegger im Standard-Gespräch klar: "Diesen Ausdruck würde ich nicht verwenden – und der Sold für die Rekruten ist das letzte Problem, das wir im Zuge der Wehrdienstreform angehen müssen."
Wichtiger sei es, die Neuerungen bei Ausbildung, Gerät, Unterkünften sicherzustellen, denn: "Wir sind noch lange nicht dort, wo wir sein wollen." Denn allein heuer müsse das Bundesheer 42 Millionen Euro einsparen, nächstes Jahr noch einmal 39 Millionen. „Dieses Tal müssen wir durchschreiten“, erklärt der ÖVP-Wehrsprecher, "das hat der Verteidigungsminister so mit dem Finanzminister verhandelt."

"Viele der jungen Männer fürchten die brutalen Aufnahme-Rituale, die Dedowschtschina genannt werden"

Über die Zustände im russischen Heer berichtet heute Deutsche MittelstandsNachrichten:



Viele der jungen Männer fürchten die brutalen Aufnahme-Rituale, die Dedowschtschina genannt werden. Dedowschtschina besteht aus Erniedrigungen, Vergewaltigungen und Folter von Wehrpflichtigen durch Dienstältere. Sie ziehen sich über einen langen Zeitraum hinweg und können auch mit dem Tod des Wehrpflichtigen enden. Im Jahr 2010 gab es im russischen Militär 1.700 Dedowschtschina-Opfer, berichtet Partnership for Peace Consortium of Defense Academies and Security Studies.

Hinzu kommt, dass es bis Ende 2013 in zahlreichen Kasernen keine Duschen gab. Zehntausende von Soldaten hatten nur Waschbecken zur Verfügung, meldet RIA Novosti. 500 Kasernen sollen betroffen gewesen sein. Die sanitären Einrichtungen sind noch heute mangelhaft.

General Nikolai Makarow beklagt, dass nur 11,7 Prozent der Russen im Alter von 18 bis 27 Jahren wehrtauglich sind. Etwa 60 Prozent könnten aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht eingesetzt werden. „Wir haben ein ernstes Problem und ich mache keinen Hehl daraus“, zitiert Global Security Makarow. Allerdings sind nicht nur erkaufte ärztliche Atteste ausschlaggebend für diese Misere.

Der Alkoholismus ist ein weit verbreitetes Phänomen in Russland. Etwa 40 Prozent aller arbeitsfähigen russischen Männer sterben an den Folgen des Alkoholismus, meldet der Guardian. Der exzessive Wodka-Konsum gilt in Russland unter jungen Männern als ein Männlichkeitsbeweis. Doch der hohe Ethanol-Gehalt schädigt die Gesundheit massiv.

Samstag, 6. September 2014

Warum Mehrheitsentscheidungen oft undemokratisch sind - besonders bei einem Volksentscheid über das Abtreibungsrecht

In einem aktuellen Beitrag für DieStandard beschwert sich Antje Schrupp darüber, dass es sich seltsam anfühlt, wenn auf einmal Männer über das Abtreibungsrecht der Frauen abstimmen dürfen:

Mich hat das ganze nochmal zu ein paar demokratietheoretischen Überlegungen gebracht, weil an diesem Beispiel ein grundlegendes Problem des Mehrheitsprinzips deutlich wird: Was ist mit Beschlüssen, die von ihrer Logik her nur bestimmte Menschen betreffen, und andere aber nicht? Ein Verbot der Abtreibung zum Beispiel würde ja nur Menschen betreffen, die schwanger werden können, also praktisch Frauen unter fünfzig. Sie aber wären bei einer solchen Abstimmung auf jeden Fall in der Minderheit.

Nur ein Drittel

Ich habe auf die Schnelle keine genauen Zahlen gefunden, aber das Durchschnittsalter in Deutschland liegt ungefähr bei 43 Jahren, ich würde großzügig gerechnet schätzen, dass höchstens zwei Drittel aller Menschen jünger als 50 sind (bis 49 Jahre werden Frauen in demografischen Berechnungen als "gebärfähig" eingestuft). Wenn davon die Hälfte Frauen sind, so bedeutet das, dass im Falle eines solchen Volksentscheides etwas verboten würde, das nur ein Drittel aller Menschen potenziell tun könnten.

Mit derselben Logik könnte man ja auch über ein Gesetz nachdenken, das alle Menschen, die kleiner sind als 1,50 Meter, dazu verpflichtet, Toiletten in Grundschulen zu putzen. Auch daran gibt es ein öffentliches Interesse (ein deutlich größeres als daran, Abtreibungen zu verhindern), und auch dazu fehlt es an anderen gesellschaftlichen Lösungen.
Die Unterscheidung in Menschen nach Größenkategorien ist in unserer Kultur allerdings nicht üblich, daher finden wir diese Vorstellung spontan absurd. Die Unterscheidung in Menschen nach Gebärfähigkeit hingegen ist kulturell in der Geschlechterdifferenz so tief verankert, dass sie vielen "natürlich" erscheint. Tatsächlich sind beides "natürliche" Phänomene – dass manche Menschen kleiner sind als 1,50 Meter und manche größer ist ebenso natürlich wie dass manche Menschen schwanger werden können und andere nicht.


Der Leser Rainer Käsek kommentiert:

Prinzipiell hat sie Recht, nur wo war der Aufschrei als 55% der Frauen für die Erhaltung der Wehrpflicht gestimmt haben (und noch viel mehr ältere, die sowieso nicht mehr zum Präsenzdienst müssen)?

Das hat sich für Männer nämlich genauso angefühlt, wie es sich für Frauen anfühlen müsste, wenn alte konservative und Nicht-Geschlechtsgenossen über Abtreibungen abstimmen würden. Mit der Ausnahme, dass es die Volksabstimmung zum Heer wirklich gab.


Schweden: Mehrheit der Befragten für Wiedereinführung der Wehrpflicht

Die Mehrheit der Schweden ist offenbar für die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Berichtet Radio Schweden:


Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sifo im Auftrag des Schwedischen Fernsehens wollen 61 Prozent der Befragten mehr für die Verteidigung ausgeben. Lediglich 8 Prozent wünschen eine Reduzierung und 18 Prozent keine Veränderung. Die Wehrpflicht wollen weit über die Hälfte (54 Prozent) der Befragten wieder einführen.

Offenbar hat sich die sicherheitspolitische Lage auf die öffentliche Meinung ausgewirkt. Im März dieses Jahres fanden nur 41 Prozent eine Stärkung der Streitkräfte für wichtig. Die Mehrheit der Parteien im Reichstag hat sich für zusätzliche Mittel im Verteidigungshaushalt ausgesprochen. Lediglich Linkspartei und Grüne wollen hier weiter einsparen.



Die Mehrheit der davon Betroffenen dürfte wohl dagegen sein. Aber die muss man ja nicht fragen.

DDR: Das Leiden der Bausoldaten

Für Leute die meinen Mann und Frau seien in der DDR nahezu gleichberechtigt gewesen und es sei nicht alles schlecht gewesen ist dieser Artikel ein Muss: 


"Aus den Berichten wissen wir, dass die Tätigkeiten auf der Baustelle eine körperlich sehr schwere Arbeit waren", sagt die Leiterin des Prora-Zentrums, Susanna Misgajski. "Das Ausheben der Kabelschächte mit Spitzhacke und Spaten wurde von den Bausoldaten als Repressionen empfunden, weil die NVA-Führung ganz bewusst auf den Einsatz von schwerer Technik verzichtet hatte."

Wer sich dem Drill oder gar der Einziehung zum Militär verweigerte, riskierte drakonische Strafen. Dafür standen das Haftarbeitslager Berndshof bei Ueckermünde und ab 1968 das Militärgefängnis in Schwedt. Hier wurden Befehls- oder "Totalverweigerer" wie Angehörige der Zeugen Jehovas interniert und schikaniert.


"Eine dunkle Zelle. Der Raum war leer."


Ein ehemaliger Insasse, der spätere Pfarrer Rainer Eppelmann, erinnert sich: "Eine dunkle Zelle. Der Raum war leer. An der Wand eine Pritsche mit Scharnieren und einem Haken." Morgens nach dem Wecken wurde die Liege hochgeklappt. Es gab keine Matratze, nicht einmal eine Decke, auch kein Kissen: "Da waren eben nur Bretter, auf die man sich legen konnte."

Ab 1975 zeichnete sich eine gewisse Lockerung ab. Bausoldaten wurden unter anderem als Hausmeister und Dienstpersonal im NVA-Erholungsheim eingesetzt. Radikal habe sich die Situation dann ab 1982 mit dem Baustart für den Fährhafen geändert, sagt Susanna Misgajski. Auch auf anderen Großbaustellen kamen Bausoldaten zunehmend zum Einsatz.

Die Diskriminierung der Bausoldaten war nach dem Ausscheiden aus dem Dienst nicht vorbei. Die Dossiers, die die Stasi über sie angelegt hatte, begleiteten ihren Lebensweg. Viele Bildungseinrichtungen oder Berufe blieben ihnen verwehrt.

Hier geht es weiter.

Soziologe: "Viele ukrainische Soldaten fühlen sich verheizt"

Nana Brink hat für Deutschlandradio Kultur den Soziologen Rudi Friedrich interviewt. Friedrich ist Mitglied des Connection e.V., einem Verein welcher sich für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung und für Deserteure einsetzt.
Im Interview werden die Dinge entsprechend klar beim Namen genannt:

Ukraine: Den Kriegsdienst verweigern dürfen nur religiöse Minderheiten
Was Russland betrifft: Dort gibt es ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung, allerdings ist das so konstruiert, dass die Wehrpflichtigen sehr früh ihren Antrag stellen müssen, also ein halbes Jahr vor der Einberufung, und dass der Ersatzdienst für die Verweigerer sehr, sehr lange dauert.

Und in der Ukraine ist es so, dass gerade erst wieder die Wehrpflicht eingeführt wurde von der neuen Regierung in der Ukraine, Präsident Janukowitsch hatte die Wehrpflicht ausgesetzt. Mit der neuen Wehrpflicht und mit der Mobilisierung tritt natürlich die Frage der Verweigerung auch wieder auf, und da ist es so, dass praktisch nur Kriegsdienstverweigerer akzeptiert werden, die religiösen Minderheiten angehören, kleinen religiösen Gruppen.

Brink: Wie ist denn das angesehen in der Ukraine? Wissen Sie etwas darüber, erfahren Sie etwas? Kommen Menschen da, junge Männer, zu Ihnen?

Friedrich: Aus der Ukraine selber nicht, aber wir haben ... auch bei der OSZE kann man es nachlesen: Es gibt Berichte, dass gerade nach der letzten Generalmobilmachung vor etwa einem Monat es sehr viele Proteste gibt gegen die Einberufung, dass die Soldaten sagen, sie sind dort im Osten zu lange eingesetzt, die Versorgung in der Armee ist schlecht, dass die sagen, wir werden dort im Osten verheizt. Und es gibt eine ganze Reihe von Protesten, Straßen werden blockiert und besetzt und die Einberufungspapiere werden verbrannt. Es gibt also eine durchaus relevante Bewegung im Westen der Ukraine, dass dieser Krieg so nicht fortgeführt werden soll.


Auch die Rolle Europas wird im Bezug auf die Frage nach dem Asylrecht für Deserteure entsprechend deutlich beim Namen genannt:

Wir merken das hier in Deutschland dadurch, dass ... Ja, es gibt ukrainische Staatsbürger, die sind nach Deutschland gekommen mit der Idee, vielleicht beruhigt sich das bald wieder, ich gehe nach Deutschland als Erntehelfer zum Beispiel, und die realisieren nun: Es geht immer noch weiter, der Krieg wird weiter fortgeführt. Was kann ich tun, um möglicherweise in Deutschland zu bleiben? Also es tritt tatsächlich die Frage des Asyls für die Verweigerer auf. Und an dem Punkt stehen wir gerade.
Kriegsdienstverweigerung in Deutschland kein anerkannter Asylgrund

Brink: Also Sie haben aber dafür noch keine Lösung?

Friedrich: Na ja, so ein Asylverfahren dauert natürlich lange und die Argumente sind eigentlich aufseiten der Verweigerer, weil sie ihr Recht in aller Regel gar nicht in Anspruch nehmen können. Sie gehören nicht irgendwelchen religiösen Minderheiten an, die akzeptiert sind, sondern sie sagen, hier, aufgrund der Kriegssituation – ich kann da einfach nicht mitkämpfen. Und das würde in der Ukraine gar nicht akzeptiert werden. Insofern haben sie ein Argument, hier tatsächlich einen Schutz zu bekommen. Aber wir wissen aus der Vergangenheit, dass Kriegsdienstverweigerung eben nicht als Asylgrund anerkannt wird. Insofern ist das eine wirklich schwierige Situation. Aber wir stehen da erst am Anfang. 

Und auch die Menschenrechtsverletzungen in der russischen Armee werden thematisiert:


Brink: Ich würde noch gerne mal nach Russland blicken. Ist denn seit der Krimkrise die Zahl der Verweigerer dort gestiegen?
Friedrich: Das habe ich versucht irgendwie herauszufinden, ob es stärkere Anfragen gab, aber das konnte ich alles nicht verifizieren. Da kann ich also tatsächlich nicht zu sagen, ob es jetzt eine Veränderung gegeben hat. Grundsätzlich ist es so, dass es in Russland sehr viel Desertionen gibt, vor allen Dingen wegen der Misshandlung, die es in der Armee gibt, das nennt sich "Dedowschtschina", also die älteren Rekruten misshandeln seit Jahrzehnten die jüngeren Rekruten in sehr starkem Maße. Da gab es schon immer sehr viel Deserteure, tausende pro Jahr.
Es gibt auch eine gängige Form, dass Bestechungssummen gezahlt werden, um aus dem Militär herauszukommen. Und es gibt in Russland etwa 1000 Kriegsdienstverweigerer pro Jahr, die von verschiedenen Organisationen beraten und unterstützt werden, die dann eben einen sehr, sehr langen Ersatzdienst zu leisten haben.
Einmal Soldat, immer Soldat: kein Recht auf nachträgliche Kriegsdienstverweigerung

Brink: Aber die haben quasi keine Möglichkeit, wenn sie mal beim Militär sind, da einfach so rauszukommen?

Friedrich: Genau. Praktisch in allen Ländern im Osten Europas gibt es kein Recht für Reservisten und kein Recht für Soldaten, aus dem Militär wieder herauszukommen. Das Recht wird also nur frischen Rekruten oder in Russland sogar ein halbes Jahr vor der Einberufung gewährt. Das bedeutet auch, dass gerade ... Ja, wenn man sich die Ukraine ansieht, also wenn Reservisten jetzt zum Beispiel im Krieg eingesetzt worden sind und sie sehen, das will ich überhaupt nicht, das kann ich überhaupt nicht, das kann ich auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren – die haben überhaupt keine Chance, einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung zu stellen.


Hier gibt es das vollständige Interview.

Frank-Walter Steinmeier gegen Wiedereinführung der Wehrpflicht

Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine wird immer offener über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland diskutiert.
Jetzt hat sich Frank-Walter Steinmeier gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ausgesprochen.
"Ich war immer Befürworter der Wehrpflicht, aber die ist Geschichte; ihre Wiedereinführung sehe ich nicht", sagte Frank-Walter Steinmeier in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung
Wenn Wehrpflichtbefürworter gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht sind haben sie andere Gründ als Menschenrechte, Recht auf Selbstbestimmung, Recht auf körperliche Unversehrtheit und Gleichberechtigung.

Montag, 1. September 2014

Twitter: tolle Kampagne zur Hodenkrebsvorsorge

Unter dem Hashtag #feelingnuts posten derzeit Frauen und Männer Bilder von sich auf Twitter auf denen sie sich in den Schritt fassen. Damit soll auf die Notwendigkeit zur regelmäßigen Selbstuntersuchung hingewiesen werden. So und nicht anders funktioniert Vorsorge. Die erzwungenen Untersuchungen im Rahmen der Musterung haben hingegen recht wenig damit zu tun. 
Der Focus mutmaßt ob die Aktion vielleicht der nächste große online Trend wird:

Unter dem Hashtag #feelingnuts posten sie Fotos und Videos von sich mit der Hand an den Kronjuwelen. Wer ein Bild gepostet hat, nominiert weitere Teilnehmer. Ins Leben gerufen hat die Aktion die britische Organisation Check One Two. Sie will mit der Aktion auf Hodenkrebs aufmerksam machen. Denn wenn der Krebs rechtzeitig erkannt wird, kann er geheilt werden. #feelingnuts ist aber nicht nur Männern vorbehalten. Auch Frauen sind mit von der Partie und stellen Fotos von sich online. Die lustigsten Bilder der Kampagne veröffentlicht Check One Two auf ihrer Homepage. Klar: Vorbild für #feelingnuts dürfte die Ice Bucket Challenge gewesen sein. Deren Initiatoren wollten Spenden für die Behandlung der Nervenkrankheit ALS sammeln. Daraus wurde ein Riesenhype, der gerade langsam wieder abebbt. Ob der Griff ans Gemächt jetzt der nächste große Netztrend wird?



Ukraine: Wiedereinführung der Wehrpflicht

Nachdem in den letzen Wochen schon alle Männer im "wehrdienstfähigen Alter" im Rahmen einer Generalmobilmachung zwangsweise eingezogen wurden und im Rahmen der Kämpfe im Osten des Landes zum Krieg gezwungen wurden, hat das Parlament nun auch langfristig die Wehrpflicht wiedereingeführt.
Die FAZ berichtet:

De Regierung in Kiew will die erst kürzlich abgeschaffte Wehrpflicht wieder einführen. „Der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat hat entschieden, die im Herbst wieder mit den Rekrutierungen zu beginnen“, sagte der stellvertretende Sekretär des Rats, Michail Kowal, am Donnerstag. Zuvor war der nationale Sicherheitsrat zu einer Krisensitzung mit Präsident Petro Poroschenko zusammengekommen, dem das Gremium unterstellt ist.

Die Ukraine hatte im Oktober 2013 den letzten Wehrdienst-Jahrgang für eine Dauer von einem Jahr einberufen. In sowjetischer Tradition wurden bis dahin zweimal im Jahr Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren zum Dienst an der Waffe gerufen. 2014 war als Übergangsjahr zur Berufsarmee geplant. Dann setzte der politische Umbruch und die schwere Krise im Osten des Landes ein, wo sich die Streitkräfte mittlerweile seit Monaten schwere Gefechte mit mutmaßlich von Russland unterstützten Separatisten liefern.

Freitag, 29. August 2014

Erster Weltkrieg: Wie Männer zum Kampf genötigt wurden

Inside Men beschäftigt sich in einem Blog-Beitrag mit den Formen der Nötigung mit denen man Männer in den ersten Weltkrieg getrieben hat:


I spotted a fascinating article in my local newspaper this week, revealing how the paper had done it’s bit for the war effort in 1914 by shaming its male readers into signing up.

The article interested me for two reasons. Firstly it added to my understanding of the great web of social pressure that pushed men into the “protect and provide” mode of masculinity a century ago. In particular, it highlighted the role that employers played in pressurising their young male staff to die for king and country, a factor I hadn’t previously considered.

Secondly, it provided evidence of the way local newspapers shamed their male readers into sacrificing their lives and it did so with no sense of guilt, regret or reflection. In a section dedicated to showing today’s readers what the local media was talking about 100 years ago, the paper proudly declared:

“Sussex men were being castigated for any unwillingness to sign up……The Argus reported an appeal for the Sussex battalion of Lord Kitchener’s expeditionary force of 100,000 men was short of soldiers. Our reporter said the response from the county had not been sufficient, that our men were “lagging behind” and were in danger of reflecting badly on the honour of Sussex.”

Hier gehts weiter.

Mittwoch, 27. August 2014

GSoA: Zivildiener gegenüber Militärdienstleistenden weiterhin diskriminiert

Der Bundesrat hat heute die Botschaft zur Zivildienstgesetzrevision verabschiedet. Mit Enttäuschung nimmt die GSoA zur Kenntnis, dass der Bundesrat den Zivildienst gegenüber dem Militärdienst auch in Zukunft stiefmütterlich behandelt.
Der Zivildienst soll weiterhin 1,5-mal so lange dauern wie der Militärdienst. Die Revision lässt Artikel 8 unangetastet. Diese Ungleichbehandlung ist Ausdruck einer geringeren Wertschätzung des Zivildienstes im Vergleich zum Militärdienst. Die anderthalbfache Dauer ist als Strafe politisch motiviert und soll junge Menschen davon abhalten, sich zivil für die Gesellschaft zu engagieren.

Hier geht es weiter.

Dienstag, 26. August 2014

ASB klagt: "Zivis fehlen uns sehr"

Aus Kreisen des Arbeiter-Samariter-Bundes kann man zur Zeit Klagen vernehmen, dass man die kostenlosen Zwangsarbeiter, welche ihnen die Wehrpflicht beschert hatte, heute kläglich vermisst:

"Mehr als hundert junge Männer, die beim ASB Zivildienst leisteten, waren mit den Bussen unterwegs: „Die Zivis fuhren Menschen mit Behinderungen und Kranke“. Er sagt, die Abschaffung der Wehrpflicht habe eine große Lücke beim ASB hinterlassen: „Die Zivis fehlen uns sehr.“ Viele Fahrdienste könne der ASB nicht mehr leisten"

Damit dürfen wir auch den ASB in der Realität willkommen heißen! Ja, Arbeitskräfte müssen bezahlt. Alles andere ist Ausbeutung. 

Mittwoch, 13. August 2014

Israel: Krieg oder Gefängnis

Das Studentenradio Mephisto aus Leipzig porträtiert einen jungen Kriegsdienstverweigerer aus Israel:

Als Yoav Lewi zum Militär ging, war er gerade 18 Jahre alt. Wie alle israelischen Männer hat er drei Jahre lang Wehrdienst geleistet. Und er war gerne dort. Sogar so gerne, dass er ein halbes Jahr länger geblieben ist, als er musste. Noch heute findet er es gut, dass jeder Mann und jede Frau Wehrdienst leisten muss. Jeder sollte seinen Teil zur Gesellschaft beitragen, findet er. Und da Israel eine Armee brauche, gehöre der Wehrdienst eben dazu. Aber die Besetzung in den palästinensischen Gebieten findet er unmoralisch. Dieser Zwiespalt hat ihn vor eine schwierige Entscheidung gestellt:

„Als sie mich dann das erste Mal für einen Reservedienst einziehen wollten, hatte ich den Mut einen Einsatz in den besetzen Gebieten in Palästina abzulehnen.“

Südkorea: Proteste gegen Rekrutenschinderei und Tod eines Wehrpflichtigen

In Südkorea tobt seit einigen Wochen die Debatte darum, wie man mit wehrpflichtigen Rekruten umgeht. Die Stimme Russlands berichtet:

Das geschah bereits im April, aber zuerst versuchte das Militär, die Tragödie unter den Teppich zu kehren. Aber in den letzten Tagen wurde der Tod des Rekruten Hauptthema in der politischen Diskussion im Lande. Das ist verständlich: fast alle Koreaner dienen in der Armee. Dort werden sie mit Rekrutenschinderei konfrontiert, was lange Zeit unabdingbarer Bestandteil des Soldatenlebens war.

Weiterlesen: http://german.ruvr.ru/2014_08_12/Rekrutenschinderei-in-Sudkorea-Soldat-Yun-ist-nicht-zu-retten-4019/

Samstag, 9. August 2014

Der Unterschied zwischen Männern und Schlachtvieh



Es kann darüber gestritten werden, ob zehn Sandkörner noch ein Sandhaufen sind. Man kann auch darüber streiten, ob eine befruchtete Eizelle schon ein Mensch ist. Und es mag auch Verhaltensweisen von Menschen geben, die so unmenschlich sind, dass es gerechtfertigt sein kann, den Ausführenden der Handlung als Schwein zu bezeichnen.


Aber in allen drei Fällen gibt es eine klare sprachliche Intuition, was ein Sandhaufen und was nur ein Sandkorn, was ein Mensch und was eine Eizelle und schließlich, was ein Mensch und was ein Schwein ist. Gäbe es diese sprachliche Intuition nicht, könnte man schwerlich erklären, was an dem Ausdruck Schwein für einen Menschen beleidigend ist, denn die Beleidigung funktioniert nur, weil man einem Menschen Eigenschaften zuspricht, die man normalerweise einem Tier zusprechen würde.
Im Folgenden wird von einem Fall, von der Wehrpflichtsfrage, die Rede sein, in dem es eine vermeintlich starke sprachliche Intuition zu zwei distinkten Begriffen gibt, sich aber dennoch ein Sprachgebrauch etabliert hat, der in einer Weise entwürdigend ist, dass man ihn analog zum Beispiel der Beleidigung behandeln müsste. Allerdings sind die Empörungen, die normalerweise ausgelöst werden, wenn man einen Menschen ungerechtfertigt als Schwein bezeichnet, bisher ausgeblieben.

Menschen oder Dinge: Der Musterungsbescheid
Worum es bei der Wehrpflicht geht, bekamen junge Männer in Deutschland und bekommen junge Männer in Österreich und der Schweiz und vielen anderen Ländern bereits durch die Vorladung zur Musterung unmissverständlich vermittelt. In einem kühlen und befehlenden Ton ist da die Rede davon, dass man mit der Musterung überprüfen wolle für „welche militärische Verwendung” der junge Mann denn wohl zu gebrauchen sei.
An der Rezeption wird man dann – wenn man Glück hat- nach seinem Namen gefragt, wenn man weniger Glück hat, aufgefordert seine Personenkennziffer anzugeben. Die Art wie Männer anschließend behandelt werden, entspricht auch eher einer Sache, einem Ding oder einem Tier als einem Menschen. Alles wird peinlich genau gemessen, abgetastet, notiert und in Kategorien eingeordnet. Körpergröße, Gewicht, BMI, Krankheiten, Körperfettanteil. Alles bis ins intimste Detail. Alles in entwürdigender Strenge, vorgeschrieben durch ein Gesetz und ohne Ausweg. Da gibt es keinen Platz für Individualität, für Scham oder Intimsphäre. Schnell muss es gehen. So schnell, dass man oft schon vor dem Untersuchungszimmer in Unterwäsche warten muss. Am Ende gibt es eine Beurteilung, die aus der Kombination aus dem Buchstaben „T” und einer Zahl zwischen eins und fünf besteht. Wer etwa aus wirtschaftlicher Not heraus zum Bund möchte oder muss, hat alles dafür getan, eine möglichst niedrige Zahl vor dem „T” zu erreichen und wer lieber, wie seine weiblichen Altersgenossen, sein Leben selbstbestimmt planen und nicht zur Bundeswehr möchte, hat alles dafür getan, die Ziffer nach dem „T” so hoch wie möglich zu drücken.
Der Grund, warum dieses Spiel so lange gespielt werden kann, ist das bewusst angeordnete Übertreten der Schamgrenze. Durch erzwungene Nacktheit kann man die Würde eines Menschen verletzen, dass er aus Scham unfähig ist sich zu wehren. Nicht einmal reden kann man darüber. Das Tabu besteht bis heute.

Schlachtkörper und Menschenkörperklassifizierung

Es gibt nicht wenige Menschen denen, wenn sie vom Umgang mit Schlachtvieh hören oder lesen, übel wird. Warmgewicht zum Zeitpunkt der Klassifizierung, Muskelfettanteil, Alter und mögliche Krankheiten sind hier die wichtigsten Kriterien. Wer weiß, wie man die Tiere, über die man in solchen Kriterien denkt und spricht, danach behandelt, muss entweder darauf verzichten Fleisch zu essen oder beim Essen den Gedanken daran ausblenden. Die Beurteilung des Schlachtkörpers und des Körpers eines Mannes bei der Musterung erfolgt aber fast analog. Zur Klassifizierung von Rindern benutzt man zum Beispiel eine Kombination aus zwei Buchstaben und einer Zahl. Die erste bestimmt die Kategorie, die zweite die Fleischigkeit und die dritte die Fettklasse. Aus der Beurteilung leitet sich dann, und auch das gilt analog zur Musterung, die Verwendungsmöglichkeit ab. Aber die frappierendste Gemeinsamkeit ist wohl die Frage der Freiwilligkeit: einen jungen männlichen Wehrpflichtigen zu fragen, ob er militärisch verwendet werden will, scheint in der gleichen Weise überflüssig zu sein, wie es überflüssig ist, ein zum Schlachten bestimmtes Kalb zu fragen ob es geschlachtet werden will.

Ökonomie, Zivildienst und Wehrpflicht
Wer mit Fleisch handelt, den interessiert es im Allgemeinen nicht was für einen Charakter das Tier, das er verkaufen will, wohl gehabt haben mag. Die Entscheidung, ob es sich lohnt eine Tonne Fleisch zu kaufen und sie dann wieder zu verkaufen, hängt im Wesentlichen von Zahlen und Buchstabenkombinationen ab. Analog dazu hängt auch die Verwendung von Wehrpflichtigen von Buchstaben und Zahlenkombinationen ab. Und so verläuft auch die Argumentation für oder gegen die Wehrpflicht.
Von Wehrpflichtgegnern hört man mitunter, eine Armee mit Wehrpflichtigen sei zu teuer. Befürworter argumentieren mit den gleichen rhetorischen Waffen und argumentieren, man müsse Freiwilligen viel mehr zahlen als Wehrpflichtigen. Ganz absurd wird diese unfreiwillige Partnerschaft zwischen Ökonomie und Wehrpflicht, wenn es um den Wehrersatzdienst, den Zivildienst geht. Organisationen wie das Rote Kreuz oder die Caritas haben sich derart an die kostenlosen, männlichen Zwangsarbeiter gewöhnt, dass sie regelmäßig argumentieren, man könne die Versorgung der Pflegebedürftigen nicht aufrechterhalten, wenn man nicht mehr auf Zwangsdiener zurückgreifen könne. Das hat in etwa so viel Charme, wie wenn ein Sklavenhalter argumentiert, er könne seine Felder nicht mehr bewirtschaften, wenn die Sklaverei verboten würde. Und aus Österreich konnte man kürzlich vernehmen, dass Offiziere beklagen, „dass zu viele aus gesundheitlichen Gründen unbrauchbare Rekruten die Kasernen bevölkern”. Als hätten sie sich das ausgesucht.

Der Unterschied zwischen Menschen und Schlachtvieh

Nur Menschen, welchen man Nummern statt Namen gibt, kann man behandeln wie Schlachtvieh. Es gibt mittlerweile eine wachsende Bewegung, welche sich dafür einsetzt, dass man Tiere mit mehr Würde behandelt. Eine Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass man junge wehrpflichtige Männer nicht wie Schlachtvieh sondern wie Menschen behandelt, fehlt bis heute. Es gibt eine gesunde sprachliche Intuition, in welcher sich der Unterschied zwischen einem Sandhaufen und einem Sandkorn oder eben der Unterschied zwischen einem Mensch und einem Schwein konstituiert. Unser sprachliches Empfinden ist immer schon konstitutiv für unser Empfinden der Wirklichkeit gewesen. Wenn man über Menschen in der gleichen Terminologie spricht wie über Schlachtvieh, wird man Menschen auch behandeln wie Schlachtvieh.
Es gehört zu unserem normalen sprachlichen Empfinden, dass wir es als eine Beleidigung empfinden, als Schwein beschimpft zu werden. So sollten wir auch unserer normalen sprachlichen Intuition trauen und uns davon entfernen von Menschen zu sprechen wie vom Schlachtvieh. Denn nur dort wo sich das sprachliche Handeln ändert, kann sich auch das tatsächliche Handeln ändern. Und nur so kann etwas mehr Gleichberechtigung und Frieden zwischen den Geschlechtern Realität werden.

BASTA: Offener Brief an die Ärztinnen und Ärzte der Gemeinde Linz

Neue Briefaktion der BASTA-Kampagne:


Sehr geehrte Ärztinnen und Ärzte der Gemeinde Linz,


als österreichischer Arzt bzw. als österreichische Ärztin haben Sie geschworen Ihr Wissen und Können zum Wohle der Menschen einzusetzen und die Menschenwürde und die Menschenrechte stets zu achten. Die Verantwortlichen des Bundesheeres planen nun zivile Ärzte einzusetzen, um erzwungene Untersuchungen an stellungspflichtigen Männern durchzuführen. Diese Untersuchungen beinhalten auch die zwangsweise Untersuchung der Genitalien – ohne Alternative. Erzwungene Nacktheit ist Missbrauch und ist mit der Würde des Menschen unvereinbar. Darum fordern wir Sie auf, sich nicht an den Musterungen des Bundesheeres zu beteiligen!

Erläuterung:

In diesem Jahr gehen vier bis sechs Ärzte der Stellungsstraße in Linz in Pension. Trotzdem werden im Rahmen der Wehrpflicht jedes Jahr mehrere tausend Männer gemustert und auf ihre Tauglichkeit geprüft. Der entstandene Personalmangel zwingt die Verantwortlichen dazu auf zivile Ärzte zurückzugreifen. Diese sollen einen Pool bilden und die Aufgaben der pensionierten Ärzte des Bundesheeres übernehmen.

Die Stellung beinhaltet sowohl die Untersuchung der Analregion inklusive Penetration, Palpation der Hoden, sowie Sicht und Tastuntersuchungen des Penis. All diese Untersuchungen werden beim Bundesheer ohne Sichtschutz in Anwesenheit einer Schreibkraft durchgeführt. Ein Recht auf einen Arzt des gleichen Geschlechtes gibt es beim Bundesheer nicht. Für den Stellungspflichtigen ist diese Untersuchung verpflichtend. Es besteht also faktisch ein Zwang für junge Männer sich auch gegen ihren Willen intim berühren und penetrieren zu lassen.

Die Folgen dieser erzwungenen Untersuchungen können für die Betroffenen kaum ermessbare Folgen haben. Da der Zwang für jeden besteht, trifft er auch jene, welche schon als Kind Erfahrungen mit sexueller Gewalt machen mussten. Das wiederholte Erzwingen von Berührungen und Penetration führt zu massiven Retraumatisierungen. Die Untersuchungen sind auch für Einwanderer anderer Kulturkreise mit österreichischer Staatsbürgerschaft verpflichtend. In vielen Kulturen gibt es ein höheres Schamempfinden als in Europa. Erzwungene Nacktheit vor dem anderen Geschlecht hinterlässt bei den Betroffenen tiefe Wunden über welche sie aus Scham nicht sprechen können. Ein gesundes Schamempfinden gehört aber zur Natur jedes Menschen. Durch erzwungene Untersuchungen im Intimbereich wird dieses massiv verletzt und durch diese Grenzverletzung kann es zu einer Traumatisierung kommen.

In Deutschland hat das Bundesministerium für Familie und Soziales 2004 eine Pilotstudie mit dem Titel „Gewalt gegen Männer“ veröffentlicht. Diese wissenschaftliche Studie zeigt, dass eine erschreckend hohe Zahl an Männern diese Untersuchung als massiven Eingriff, Demütigung und Belastung mit empfindlichen psychischen Folgeschäden empfunden hat. Wir sind eine internationale Gruppe von Menschenrechtsaktivisten, welche sich gegen Erniedrigungen dieser Art einsetzt. Im Laufe der Jahre haben wir mit immer mehr Männern Kontakt, welche unter einem Musterungstrauma leiden und auf psychologische Unterstützung angewiesen sind.

Darum fordern wir Sie auf, sich nicht an den Untersuchungen der Stellungskommission zu beteiligen. Sie haben geschworen die Menschenwürde stets zu achten, jetzt steht ihr Schwur auf der Probe. Sie haben auch geschworen stets zum Wohle des Patienten zu handeln und auch dieser Schwur steht auf der Probe, denn es hat sich gezeigt, dass diese Art der erzwungenen Untersuchung den Betroffenen massiv schadet.

Ukraine: Frauen protestieren gegen Zwangsdienst an der Front für Männer



Während die Lage in der Ukraine zu eskalieren droht protestieren Frauen gegen die Zwangsrekrutierung ihrer Männer und Söhne. Dem Thema widmet sich Ulrich Heyden in einem ausführlichen Beitrag auf TELEPOLIS:

Viele Kundgebungen von Soldaten-Müttern und Anti-Kriegs-Aktivistinnen finden in Kiew statt. Das ist nicht immer ohne Risiko. Als am Dienstag Frauen aus Charkow vor dem Parlament in Kiew gegen den Krieg demonstrierten, kamen sofortAktivisten des Rechten Sektors. Sie riefen "Ruhm der Ukraine - Tod den Feinden!". Den protestierenden Frauen wurde ein Plakat entrissen. Ein Fotoapparat wurde zerstört. Ob ihre Männer überhaupt an der Front kämpften, wurden die Frauen gefragt.
Was fordern die Frauen, die in der Zentral- und Westukraine Straßenblockaden und Kundgebungen durchführen? Das Spektrum der Forderungen ist weitgefächert:
-Die Soldaten sollen, wie eigentlich vorgesehen, alle 45 Tage ausgewechselt werden. Viele sind aber schon seit vier Monaten ununterbrochen im Einsatz.
-Die Soldaten sollen besser ausgerüstet und versorgt werden. Viele haben keine modernen schusssicheren Westen. Die Lebensmittelversorgung funktioniert schlecht.
-In Schnellkursen ausgebildete junge Soldaten dürften nicht in den Krieg geschickt werden. In den Krieg sollen nur gut ausgebildete Berufssoldaten.
-Teilweise werden auch Forderungen laut, die Abgeordneten der Werchowna Rada, dem Parlament, sollten ihre Söhne in den Krieg schicken.
-"Verräter" und korrupte Beamte in den militärischen Strukturen der Ukraine müssten entlassen werden. Diese Leute seien für Katastrophen, wie den Abschuss einer ukrainischen Transportmaschine am 14. Juni bei Lugansk (49 tote Soldaten), durch die Aufständischen verantwortlich.
-Es gibt jedoch auch generelle Forderungen gegen den Krieg und für Friedensverhandlungen. In Kiew erklärten Frauen bei einer Kundgebung vor dem Büro des Roten Kreuzes, in der Ost-Ukraine gäbe es keinen Krieg der Ukrainer, sondern einen "Krieg der Oligarchen"

Ein Kommentar dazu findet sich bei Arne Hoffmann

Samstag, 26. Juli 2014

Vereinigte Arabische Emirate führen die Wehrpflicht ein



Der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, unterschrieb ein Gesetz, dass die allgemeine Wehrpflicht für Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren festlegt. An diesem Sonntag beginnt der Dienst für die ersten Wehrpflichten in den Emiraten Abu-Dhabi, Schardscha und Umm al-Qaiwain. Bürger der Emirate, die einen mittleren Schulabschluss haben, müssen neun Monate Wehrdienst leisten. Junge Männer ohne Schulabschluss sollen einen Dienst von zwei Jahren absolvieren. Für Frauen ist der Wehrdienst freiwillig.



Berichtet das Eurasische Magazin.

Vorarlberg: Und man darf Männer doch zum Dienst an der Waffe zwingen


Weil das Bundesheer keinen Antrag auf Zivildienst erhalten hat, hat der Vorarlberger Präsenzdienst in einer Salzburger Kaserne zu leisten. Das hat nun das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) entschieden. Denn der wehrdiensttaugliche Beschwerdeführer habe keinen Beweis dafür erbracht, dass sein angeblich per Post abgeschickter Zivildienstantrag beim Militärkommando Vorarlberg eingelangt sei. Deshalb wies das Gericht in Wien die Beschwerde gegen den Einberufungsbefehl zurück.

Berichtet Vorarlberg Online.

Das Urteil bedeutet im Klartext, dass man junge Männer doch zum Dienst an der Waffe zwingen darf. Herzlichen Glückwunsch liebe Österreicher, damit wurde ein weiteres Menschenrecht für Wehrpflichtige ausgesetzt!

Türkischer Präsidentschaftskandidat gegen den Zwangsdienst

Der kurdische Politiker Selahattin Demirtaş macht Wahlkampf in Deutschland und erhofft sich bei der Präsidentenwahl in der Türkei Chancen gegen den Favoriten Recep Tayyip Erdogan. Was das Thema Wehrpflicht und Menschenrechte anbelangt vertritt er dabei eine respektable Position, wie die FAZ berichtet:


"Die türkische Wehrpflicht verstößt gegen die Menschenrechte, weil es keine Möglichkeit zum Zivildienst gibt. Menschen zum Dienst an der Waffe zu zwingen ist ein unhaltbarer Zustand“, erläutert Demirtaş seine Minderheitenmeinung.



Syrische Kurden führen Wehrpflicht ein

Das nun eingeführte Gesetz über die Wehrpflicht sieht vor, dass jede Familie eines seiner männlichen Mitglieder zwischen 18 und 30 Jahren für die YPG abstellt. Nach der sechsmonatigen Grundausbildung können die Betroffenen entscheiden, ob sie an die Front wollen.

Hier gehts weiter.

Indische Regierung sagt nein zur Wehrpflicht

Mit dem Argument Wehrpflicht würde zur Militarisierung der gesamten Gesellschaft führen wurde in Indien ein Vorstoß zur Einführung der Wehrpflicht zurückgewiesen.

Berichtet The Asian Age.
Wieso versteht man das in Indien, aber nicht in Deutschland oder Österreich?

Samstag, 19. Juli 2014

Ukraine: "Anstatt zu kämpfen, kommen viele unserer Männer nicht von ihren Sofas"

Das aktuelle Geschehen in der Ukraine kommentiert eine Verkäuferin aus Donezk mit den folgenden Worten:
„Die Regierung lügt, sie hat dieses schreckliche Unglück selbst zu verantworten und will es nun uns in die Schuhe schieben. Unsere Männer von der Volksrepublik waren die vergangenen Tage sehr erfolgreich, haben fünf Dörfer zurückerobert, den Flughafen von Donezk in die Zange genommen. Schade nur, dass wir einfach zu weich sind, um uns gegen die hartgesottenen Gangster in Kiew durchzusetzen. Anstatt zu kämpfen, kommen viele unserer Männer nicht von ihren Sofas. Nun ja, Kiew hat die Wehrpflicht wiedereingeführt, die Volksrepublik setzt da leider ganz auf Freiwilligkeit.“

Tja was soll man da nur machen, wenn die Männer keine Lust mehr haben sich für irrsinnige Ziele abschlachten zu lassen? Selber kämpfen? Nein, lieber die gute alte Wehrpflicht wieder einführen und sie dazu zwingen.


Dienstag, 24. Juni 2014

Amerikanischer Deserteur beantragt Asyl in Deutschland

Die Zeit berichtet heute über den Fall eines amerikanischen Soldaten, der sich geweigert hat zum zweiten Mal in den Krieg im Irak zu ziehen. Das Thema der Desertation ist immer auch Thema von BASTA gewesen, weil es unmittelbar mit der Frage des Zwanges im Zusammenhang steht. Insofern ist der Artikel in der Zeit eine ausdrückliche Empfehlung:


André Lawrence Shepherd wollte nicht ein zweites Mal in den Irak-Krieg ziehen. Im Frühjahr 2007 verließ der US-Soldat daher unerlaubt seine in der fränkischen Katterbach-Kaserne stationierte Einheit und beantragte als erster Deserteur der US-Armee in Deutschland politisches Asyl.
Der Wartungstechniker für Kampfhubschrauber war zwischen September 2004 und Februar 2005 bereits als regulärer Soldat ein erstes Mal im Irak im Einsatz. Zurück in Deutschland verlängerte der heute 37-Jährige seinen Vertrag mit den US-Streitkräften um weitere acht Jahre – nach eigenen Angaben, um so eine sonst mögliche Einberufung als Reservist in den Irak zu verhindern.

Freitag, 20. Juni 2014

Österreich: Vorarlberg gestrig wie eh und je

Vorarlberg ist die Region in Österreich in der das Bundesheer und die Wehrpflicht die größte Unterstützung genießen. Dementsprechend liest sich auch die Propaganda bei Vorarlberg Online:

Es sei nicht selbstverständlich, dass junge Menschen bereit sind, sich für den Schutz der Bevölkerung und die Hilfeleistung in Katastrophenfällen zur Verfügung zu stellen, und daher umso wichtiger, dass sie entsprechend ihren Fähigkeiten gut ausgebildet und hoch motiviert innerhalb weniger Stunden in den betroffenen Gebieten im Land zum Einsatz kommen können, betonte Landesrat Schwärzler. Das eindrucksvolle Ergebnis der Wehrpflicht-Volksbefragung gebe den klaren Auftrag, den Wehrdienst angemessen zu reformieren und zu verbessern.

Egal scheint es dabei zu sein, ob die jungen Menschen (gemeint sind wohl Männer) das wollen oder nicht. Man beschränkt sich darauf zu sagen sie seien bereit. Was ist denn die Alternative zum bereit sein für den Zwangsdienst? Gefängnis? Herzlichen Glückwunsch! Liebe Vorarlberger, was würdet ihr dem jungen Mann empfehlen, der im vorhergehenden Blogbeitrag zitiert wurde und offensichtlich nicht bereit ist sich zwangsweise intim untersuchen zu lassen? Selbst in Vorarlberg sind nicht alle motiviert sich erniedrigen zu lassen und für diejenigen die müssen und nicht wollen ist es eine unverantwortbare Zumutung. Wacht aus eurem konservativen Schlummer auf und stellt euch der Realität!

Mittwoch, 18. Juni 2014

Österreich: "Darf ich mich verweigern, bei der Musterung mich vor dem Arzt auszuziehen?"

Als die Wehrpflicht in Deutschland noch nicht ausgesetzt war, waren solche verzweifelten Einträge in Foren alltäglich. Heute findet man ähnlich verzweifelte Fragesteller vor allem in Österreich und der Schweiz. Als eines von vielen Beispielen sei der folgende Eintrag zitiert:

Hallo!

Ich bin es noch mal und brauche eure Hilfe wegen der Musterung.
Hallo liebe Leute!
Also das Problem lässt mir keine Ruhe. Ich bin männlich und wohnhaft in Österreich und muss kommende Woche zur verpflichtenden Musterung.
Ich habe gehört, dass man sich dort völlig nackt vor dem Arzt präsentieren muss. Ist man da mit dem Arzt alleine im Raum oder stehen da noch andere Stellungspflichtige daneben?
Ihr müsst wissen: Ich bin schw.l und habe einen sehr kleinen P.nis.
Also habe ich Angst, das mich der Arzt oder die anderen Leute im Raum auslacht und da ich ja auf Jungs stehe, wenn da noch andere im Raum sind, das ich einen steifen P.nis bekomme.
Bitte helft mir!

Für Betroffene wie diesen muss weiterhin gekämpft werden!

Türkei: 353 Wehrpflichtige misshandelt und 36 ungeklärte Todesfälle

More than 650 soldiers were subjected to ill treatment such as verbal insult, beating, excessive physical activity or disproportionate punishment during their compulsory military service last year in Turkey, according to a report from a civil society organization that tracks ill treatment of conscripts.

The Soldiers' Rights Platform, which was set up by victims of human rights violations during military service and their families, announced its 2014 report on Monday. The report included 653 complaints of abuse in the military over the past year; there were 432 complaints a year ago. The number of complaints submitted to the platform increased by 51 percent compared to 2012, the report said.

The Soldiers' Rights Platform has an online form on its website, askerhaklari.com, which can be filled in by victims of abuse in the military.

Families of 36 conscripts who died during their military service submitted complaints that the deaths of their relatives were suspicious. Thirty-two of the victims committed suicide, three of them died during training and one died as a result of being beaten.

The majority of the complaints submitted to the platform were concerned verbal insults by a superior. A total of 274 conscripts, 42 percent of the total complaints, stated that they were insulted by their superior during their service. One hundred ninety-three conscripts, or 30 percent, complained that they were subjected to physical violence. One hundred eighty-three soldiers stated that they received disproportionate punishment during their time of conscription, while 158 soldiers complained that they were barred from receiving health care. Ninety-two soldiers said they were forced to perform extremely difficult physical activities, while 94 conscripts complained that they were threatened. Superior officers using soldiers to run errands and sleep deprivation were also among the complaints.

Hier geht es weiter.

Arabische Emirate führen Zwangsdienst ein

In den Vereinigten Arabischen Emiraten sollen Männer künftig mindestens neun Monate Wehrdienst leisten. 

Berichtet die Zeit.
Ein sexistische Nachsatz darf natürlich nicht fehlen: Frauen können sich verpflichten müssen jedoch nicht.

Freitag, 30. Mai 2014

Ägypter sagen nein zum Zwangsdienst

In einem tollen Artikel berichtet GlobalVoices über den Protest von jungen Ägypterinnen und Ägypter gegen den dreijährigen Zwangsdienst:

Herzstück der Kampagne ist die Facebookseite “Nein zur Wehrpflicht” [en], die ein ägyptischer Aktivist eingerichtet hat. Die Seite hat bereits tausende Likes und rief Ägypterinnen und Ägypter letzte Woche dazu auf, über Blogs, Twitternachrichten und das Teilen ihrer Fotos zu zeigen, dass sie die Kampagne unterstützen.

Die Facebook-Aktion könnt ihr hier unterstützen.

Montag, 26. Mai 2014

Von der Wehrpflicht zum nächsten Krieg?

Prof. Günter Buchholz kommentiert für Cuncti die aktuelle Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland.

Sind Rekruten Bauelemente oder Menschen?

In einem aktuellen Beitrag des Kuriers aus Österreich scheinen die Grenzen zu verschwimmen:

Eine Sparidee kommt aus der Truppe: Offiziere wollen weniger Rekruten einberufen. Sie klagen, dass zu viele aus gesundheitlichen Gründen unbrauchbare Rekruten die Kasernen bevölkern. Zwei Beispiele vom Gardebataillon in Wien: Ein Rekrut darf per ärztlicher Verfügung nicht länger als zehn Minuten stehen, ein anderer darf nicht robben. Wenn man aber die Tauglichkeitskriterien bei der Musterung erhöht, gibt es auch weniger Zivildiener. Dagegen sträuben sich die Rettungsorganisationen.

Sexismus in Reinform. Scheint aber unproblematisch zu sein solange er sich gegen Männer richtet.

Montag, 19. Mai 2014

Ukraine führt sexistische Wehrpflicht für Männer wieder ein

Wegen der unruhigen Lage führt die Regierung in Kiew nun die Wehrpflicht wieder ein. Interimspräsident Alexander Turtschinow unterzeichnete einen Erlass, um der "Gefahr für die territorialen Einheit und der Einmischung in innere Angelegenheiten der Ukraine" zu begegnen. Demnach müssen Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren wieder ihren Wehrdienst leisten. Die Pflicht war erst vor einem halben Jahr abgeschafft worden. Der Erlass berücksichtige die Verschlechterung der Lage in der Süd- und Ostukraine sowie die "nackte Aggression" prorussischer Milizen, hieß es.

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Freitag, 28. März 2014

Auch die ZEIT fordert Wiedereinführung der Wehrpflicht

Die Deutschen erkennen, dass sie in der Mitte Europas nicht so friedlich leben, wie sie soeben noch dachten, dass ihre Umzingelung nicht nur freundlich ist – just zu einem Zeitpunkt, da sich ihre Armee fitter macht für Einsätze in Afrika und sonst wo. Der alte Ost-West-Konflikt ist wieder voll entbrannt – und die Bundeswehr passt sich einer Wirklichkeit an, die soeben Vergangenheit geworden ist. Sicherheitspolitik im Paralleluniversum.

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Sonntag, 23. März 2014

Wieder Wehrpflicht in Deutschland?

Im Moment werden wieder Stimmen laut, die eine Wiedereinführung der ausgesetzten Wehrpflicht fordern. Michael Wolffsohn fordert in der aktuellen Ausgabe der WELT angesichts der Krim-Kriese eine Rückkehr zu alten Gepflogenheiten und die Thüringische Landeszeitung hat eine Umfrage gestartet, welche ergeben hat, dass es zwar eine Minderheit ist, die die Wehrpflicht fordert, dass dieses Gespenst jedoch keineswegs aus den Köpfen vertrieben wurde.

Es gibt also noch viel zu tun für BASTA.

Montag, 27. Januar 2014

Streit über Minderjährige bei der Bundeswehr

ZDF - Heute problematisiert einen Konflikt über Fragen der Rekrutierung für die Bundeswehr. Es geht um diejenigen die sich am wenigsten wehren können - die Minderjährigen.


Einigung auf Syrien-Konferenz: Frauen und Kinder dürfen belagertes Homs verlassen

Krieg ist immer auch Sexismus. Über ein aktuelles Beispiel berichtet heute der Spiegel:

"Die syrische Regierung hat uns gesagt, dass Frauen und Kinder sofort gehen können", sagte Brahimi. Seit Juni 2012 wird Homs, das zuvor von Rebellen eingenommen worden war, von Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad belagert und beschossen. Tausende Zivilisten leben dort unter fürchterlichen Bedingungen, häufig ohne ausreichend Nahrung und Medikamente.

Studie: männliche Soldaten sehen weibliche massiv bevorteilt

Am häufigsten beschweren sich die Soldaten aber über noch etwas anderes. Sie bemängeln, dass Frauen wegen ihres Geschlechts bevorzugt würden. 62 Prozent attestieren ihnen bessere Karrierechancen, 2005 waren es noch 53 Prozent. Verbrieft ist die Bevorzugung der Frauen in der neuen Bundeswehr-Stilfibel, die Frauen bei Frisuren mehr Freiheiten lässt. Befragt wurden von August bis Oktober 2011 knapp 5000 Soldatinnen und Soldaten.

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Verteidigunsministerin von der Leyen meint hingegen: "wir müssen die Bundeswehr für Frauen noch attraktiver machen".

Mhh.

Dienstag, 14. Januar 2014

Rotes Kreuz erneut in den Schlagzeilen

Dass man beim Roten Kreuz wenig Skrupel hat die kostenlose Arbeit von männlichen Zwangsdienern in Anspruch zu nehmen ist ein weitestgehend totgeschwiegenes Thema. Jetzt wurde bekannt, dass man beim Roten Kreuz auch wenig Skrupel hatte Blutkonserven anzunehmen deren Inhalt nicht freiwillig gespendet , sondern erzwungen wurde:

Mainz – In ihrem verzweifelten Versuch, Devisen zu erwirtschaften, hat die marode DDR Mitte der 1980er-Jahre sogar Häftlinge zu Blutspenden gezwungen, um das Blut gewinnbringend in den Westen zu verkaufen.

Das Bild des Roten Kreuzes wird immer düsterer.