Dienstag, 18. Juni 2013

Bundeswehrreform: schöne neue Welt?

Die Aussetzung der Wehrpflicht jährt sich zum zweiten Mal und die Bundeswehr ist im Wandel. Zumindest äußerlich. Man gibt sich alle Mühe jung, frisch und neu zu wirken. Doch wenn man genauer hinsieht, ist die Bundeswehrreform vor allem eins: Etikettenschwindel. Ein Schwindel, der offensichtlich ziemlich schnell auffliegt, wenn junge Menschen mit der Realität des deutschen Soldatenlebens konfrontiert werden. Laut einer statistischen Erhebung der Bundeswehr brechen ein Viertel aller Bewerber ihren Dienst vorzeitig ab, die meisten in den ersten Monaten.
Auch im Sanitätsdienst der Bundeswehr tut sich äußerlich einiges. Ein Bericht der Neuen Züricher Zeitung ist mit einem Bild versehen, welches eine Truppenärztin bei der Untersuchung eines jungen Mannes in einem der neuen "Karrierecenter" zeigt. Im Hintergrund ist ein Bild von Andy Warhol zu sehen. Marilyn Monroe lächelt in den weißen und sauberen Raum. Alles neu? Alles schick? Alles sexy bei der Bundeswehr?
Marilyn und Andy bekämen das grausen, wenn sie wüssten, was in den so genannten "Karrierecentern" der Bundeswehr tatsächlich vorgeht. Denn die neue Bundeswehr ist nur eine äußerlich neue Bundeswehr, die alte Bundeswehr ist sowohl in den Köpfen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in den Methoden der Untersuchung, im Umgang mit den Rekruten, in dem unverändert gleichen Personal und in der gleichen Verteilung der Geschlechter, immer noch die gleiche.
Eine kleine Kostprobe dieser alten Bundeswehr in neuen Farben gibt die Musterungsärztin Barbara Helbert gegenüber der Neuen Züricher Zeitung zum besten:

Die Medizinerin Barbara Helbert, die schon seit 25 Jahren bei der Bundeswehr ist und die Wehrpflicht immer noch für eine gute Sache hält, stösst sich an der inflationären Häufigkeit, mit der die Werbung für den Soldatenberuf den Begriff Karriere strapaziert: «Wir sind doch kein Bankhaus.»

Sind Sie ein wenig nostalgisch veranlagt, Frau Helbert?
Abgesehen davon, dass schon eine gehörige Portion Sexismus und Misandrie dazugehört als Frau einen Zwang für Männer gut zu heißen, dem man selber nie ausgesetzt war, fragt man sich warum ausgerechnet Mitarbeiterinnen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr derartige Äußerungen tätigen.
Gerade jene Ärztinnen, die zum Handlanger der Bundeswehr geworden sind und Männer gezwungen haben, sich in einer, die Würde des Menschen tief verletzenden Art und Weise behandeln zu lassen. Gerade jene, die den Zwang zur Nacktheit Realität Ausdruck verliehen haben.
So lange Mitarbeiterinnen des Sanitätsdienst sich so äußern glauben wir kein Wort von der schönen neuen Welt in der Bundeswehr. Da könnt ihr noch so viele Warhols und Marilyns an die Wände hängen.
Wer das Aufhängen von neuen Bildern und die Umbenennung der Kreiswehrersatzämter als Reform bezeichnet, der lügt.

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