Donnerstag, 27. Juni 2013

Günter Grass findet "Abschaffung" des Zwangsdienstes "beschämend"

Günther Grass war jahrelang so etwas wie der moralische Scharfrichter der Bundesrepublik. Dieses Bild wurde dann durch sein Schweigen über seine Zeit bei der Waffen SS ad absurdum geführt. Martin Walser hatte sich nach der Enthüllung in "Beim Häuten der Zwiebel" hinter Grass gestellt und in der Stuttgarter Zeitung erklärt "der Mündigste aller Zeitgenossen kann sechzig Jahre lang nicht mitteilen, dass er ohne eigenes Zutun in die Waffen-SS geraten ist". Günther Grass war damals 17 Jahre alt. Er war Wehrpflichtiger unter Hitler und wurde zunächst als Flakhelfer eingezogen. Später hat er sich dann mehr oder weniger freiwillig zur Waffen SS gemeldet. Man mag darüber und über sein Schweigen urteilen wie man will. Aber eines muss klar sein, ein Krieg, wie der Zweite Weltkrieg, konnte nur auf der Grundlage einer allgemeinen Wehrpflicht geführt werden. Grass ist als Jugendlicher selber Opfer dieses Systems geworden. Umso verwirrender sind seine jüngsten Aussagen bezüglich der Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland. Die Welt berichtet

Grass kritisierte die "Abschaffung" der Wehrpflicht als "beschämend". Er sagte weiter: "Jetzt haben wir den Salat: Eine Söldnerarmee, die in Auslandseinsätze geht." Bei diesen Einsätzen würden Soldaten "verbraten für Geld". Grass appellierte: "Man kann nur davon abraten, bei dieser Söldnerarmee einzutreten!" Schon die deutsche Reichswehr habe sich als "Staat im Staate" erwiesen, und nunmehr entstehe mit der "Söldnerarmee" Bundeswehr etwas "im gleichen Maße". Für diese Hinweise erhielt Grass im mit rund 400 Zuhörern überfüllten Foyer des Willy-Brandt-Hauses Beifall.

Welche absurden Zusammenhänge stellt dieser Mann her? Die Wehrpflicht ist seit zwei Jahren ausgesetzt aber die Auslandseinsätze der Bundeswehr finden seit 1991 statt. Damals noch gegen den Willen der SPD Opposition. Aber auch die SPD hat ihre Meinung bezüglich der Auslandseinsätze geändert. Erinnern Sie sich noch an die Petersberger Wende, Herr Grass? Welche Korrelation kann denn zwischen Auslandseinsätzen und der Wehrpflicht bestehen, wenn diese weit vor der Aussetzung der Wehrpflicht bereits bundesdeutsche Realität waren?
Kanzlerkandidat Steinbrück, der selber eine bekennender Anhänger der Wehrpflicht ist, kontert: 


SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück indes wies Grass' Vergleiche zurück. "Der Politiker darf widersprechen, Herr Grass", sagte Steinbrück unter leisem Beifall: "Die Bundeswehr ist keine Söldnerarmee, definitiv nicht." Die Wehrpflicht sei suspendiert und nicht abgeschafft worden. Er wünsche sich viele Bürger, die bei der Bundeswehr tätig würden. "Ich möchte, dass sich die Breite der Bevölkerung engagiert." Somit sei die Gefahr gebannt, dass die Bundeswehr zu einem Staat im Staate werde. Gerade bei der jüngsten Hochwasserkatastrophe habe sich gezeigt, dass die Bundeswehr mitnichten eine "Söldnerarmee" sei, sagte Steinbrück: "Da bitte ich um stärkste Anerkennung."


Darf man bei der Bemerkung, die Wehrpflicht sei nur suspendiert, etwas Wehmut heraushören? Soll das heißen, wenn sich zu wenig Freiwillige finden, suspendieren wir einfach die Suspension der Wehrpflicht? Aktuelle Zahlen legen ein entsprechendes Defizit an "Freiwilligen" bereits nahe. 

Fazit: Nicht die Aussetzung der Wehrpflicht ist "beschämend" sondern die Äußerungen von Günther Grass sind beschämend. Sehr beschämend sogar. 



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